Schachbrettsteine an Feldsteinkirchen

Nachdem unser Steinwerker an der großen Gerswalder Kirche mitgeholfen und auch die kleine Kirche zu Weselitz mitgebaut hatte, zog es ihn weiter. Er ging zur Stettiner Bauhütte und hier machte er, wie es aussieht, sein Meisterstück an der Dorfkirche in Plöwen bei Löcknitz. Die hier von ihm gefertigte Priesterpforte ist mit allen in der Uckermark nur vorkommenden Steinmetzkünsten gestaltet worden. Man sieht u. a. eine Rundstablaibung, dann die Hohlkehle bestückt mit Halbkugeln, auch gerillte Kämpfer und als steinerne Urkunde dabei den Schachbrettmusterstein. Wir müssen uns mal vorstellen, welche handwerkliche Kunstfertigkeit dazu gehört, dies alles aus hartem Feldstein herauszuarbeiten.

Das andere Steinzeichen von der Kirche Serwest, das aussieht wie ein auf der Spitze gestelltes Schachbrett, stammt von einem Kollegen unseres ersten Mannes. Diesem Steinmetz fiel nichts Besseres ein, als ein hochstehendes Schachbrettmuster zu fertigen.
Auch der Dobberziner Rautenstein zeigt stilistische Verwandtschaft hierzu. Anders dagegen ist das Rechteck mit Kreuz von Sternhagen gestaltet. Dieses entwickelt sich aus dem einfachen Kreuz, das man in Damme findet und welches ich auch am Westwerk der Templiner Stadtkirche zu finden glaube.

Alle hiervor aufgezeigten Zeichen lassen sich aus der sogenannten Mutterfigur, einer Quadratur, der damaligen Hauptbauhütte zu Straßburg/Elsaß, konstruieren, und die besprochenen Bauten sind um die Zeit von 1250 einzustufen.

Etwa 60 Jahre später ist der Bau der Kirche von Pinnow, Kreis Templin zu setzen. Hier finden wir anders geartete Zeichen, nämlich Motive aus der mittelalterlichen Heraldik.Einem Quader mit einem exakt gearbeiteten Liliengewächs steht ein Feldstein mit einem wirr eingemeißelten Löwen gegenüber. Diese Arbeiten sind auch als Steinmetzzeichen zu deuten."



Herr Reinhard Tiersch aus Jacobsdorf hat einen weiteren interessanten Interpretationsansatz:

Der Schachbrettstein kann auch auf den die Kirche umgebenden Friedhof Bezug nehmen und die Gleichheit aller Menschen vor dem Tode symbolisieren.
Die Kirchen mit Schachbrettsteinen stammen alle aus der Zeit der Christianisierung im 13. Jahrhundert in dem Gebiet im jetzigen Deutschland und Polen, in dem damals die Pommern unter Einfluss der Dänen nach Süden vordrangen. Sie ersetzten die bisherigen religiösen Heiligtümer der hier ansässigen Slawen, vor allem der damaligen Pommern. Die christlichen steinernen Kirchen wurden dabei als neuer religiöser Mittelpunkt erstmalig direkt im Mittelpunkt des Ortes errichtet. In dieser Zeit änderte sich auch der bisherige Totenkult grundlegend. Die Toten wurden nun erstmalig in Gräbern auf dem mit einer Mauer umgebenden Kirch- bzw. Friedhof direkt neben der Kirche bestattet und nicht mehr nach ihrer Verbrennung in Urnen außerhalb der Ortschaften an heiligen Stellen vergraben. 

Das Schachbrett war schon vor dieser Zeit als Todes-Sinnbild von den Persern beschrieben worden. So nimmt es nicht Wunder, dass man dieses Todes-Sinnbild an der Kirchenwand vom Ort der neuen Begräbnisstätten aus sehen konnte.

ZURÜCK - WEITER LESEN