SCHACHBRETTSTEINE an Feldsteinkirchen - ein ungeklärtes Phänomen
Meist zieht man als Wanderer oder Tourist durch die Lande, um sich an unbekannten Orten nach Sehenswertem umzusehen. Und dabei übersieht man bei allem Interesse oft die kleinen Dinge, die einem nicht sofort ins Auge fallen.
Um ebensolche "kleinen Dinge" - gemeint ist nicht die Wertigkeit, eher die Größe oder Unauffälligkeit - handelt es sich bei den sogenannten Schachbrettsteinen. Man findet sie an einer Vielzahl von Kirchen, allerdings ausschließlich an Granitquaderkirchen des 13., gelegentlich auch 14. Jahrhunderts. Sie sind zu deren Bauzeit entstanden. Sie sind nicht immer schnell zu finden und oft auch schwer zu erkennen.
Die Verbreitung dieses spätromanischen Schmuckelements in Deutschland und jetzigem Polen erstreckt sich in einem ca. 100 km breiten Streifen westlich der Oder von der Niederlausitz bis an die Ostseeküste sowie östlich der Oder im heutigen Polen. Eine große Konzentration von Schachbrettsteinen an Kirchen existiert in Nordjütland (Dänemark). Diese Kirchen in Dänemark sind allerdings wesentlich älter, erbaut fast ausnahmslos im 12. Jahrhundert.
Zu Schachbrettsteinen an Kirchen hat der Referatsleiter Braunkohlenarchäologie im Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege, Herr Dr. Eberhard Bönisch, 2006 und 2010 grundlegende Aufsätze veröffentlicht. Er geht davon aus, dass jütländische Baumeister und Steinmetze entlang der Oder anstelle der dort bereits vorhandenen hölzernen Kapellen die ersten sakralen Steinbauten gebaut und dabei auch das Schachbrettmuster als Schmuckelement verwendet haben. Darauf könnte auch die Tatsache hinweisen, dass die meisten dänischen Kirchen mit Schachbrettsteinen bereits im 12. Jahrhundert errichtet wurden und dieses Symbol später an den deutschen Kirchen übernommen wurde. Dänemark beherrschte einst die Ostsee, die Dänen zogen entlang der Oder nach Süden. Dr. Bönisch weist darauf hin, dass in der Verbreitung sich Paare oder kleine Gruppen benachbarter Orte von Kirchen mit Schachbrettsteinen abzeichnen, wo eine gemeinsame Bauhütte tätig gewesen sein könnte.
Schachbrettsteine befinden sich in der Regel an der Hauptfassade, von woher man sich dem Gotteshaus nähert. Dort sind sie häufig an Gebäudeecken eingesetzt, aber auch an Portalen oder am Turm im Westen.
Aufgrund seiner Singularität an den Kirchen kann es aber als sicher gelten, dass der Schachbrettstein kein Bauschmuck ist, sondern Symbolcharakter hat. Eine Deutung des Schachbrettmusters ist die des eingemauerten Schachspiels des Teufels, einer in Dänemark bekannten Sage. Der Teufel spielte mit Gott um den Kirchenbau oder um die armen Seelen und verlor die Partie und das Brett. Zum Gedenken an den glücklichen Ausgang des Spieles hat man das Schachbrett eingemauert. Somit kann der Schachbrettstein für die Gläubigen eine Schutz- und Abwehrfunktion gehabt haben.
Für Experten und Kunsthistoriker bleiben die Schachbrettsteine ein ungeklärtes Phänomen. Meines Wissens existieren dazu keinerlei schriftliche Hinweise aus der Zeit, zu der die Kirchen errichtet wurden.
[Unter Verwendung des Artikels von Eva Dittmann-Hachen sowie des Artikels in der Lausitzer Rundschau]